Aus dem Bericht des Preisgerichts
Ausgangslage
Das grosszügige, kontinuierlich ausgebaute Schulareal mit Schulhäusern aus dem Jahr 1901 bildet ein stark verankertes Bildungszentrum in Sursee. Ein breites Aus- und Weiterbildungsangebot sowie die Berufsbildung für Landwirtschaft & Bäuerin und Gartenbau & Floristik prägen den Freiraum als Lern- und Arbeitsort. Mit dem Ausbau der Bildungsangebote soll das Areal mit zusätzlichen Schul- und Lernräumen nachhaltig erweitert werden.
Städtebau
Die Schulanlage liegt an der Centralstrasse, die vom Bahnhof direkt in die Altstadt von Sursee führt. Das vorliegende Projekt knüpft an die Disposition von 1950 an, welche den Freiraum als wichtiges und zentrales Element der Anlage definierte. Das alte Schulhaus erhält hofseitig einen neuen Eingang mit einer symmetrischen und repräsentativen Treppenanlage, die im denkmalpflegerischen Kontext erst durch den klassischen Vorgarten ergänzt wird. Das neue zentrale Hauptgebäude passt sich an die westliche Gebäudekante des Bestandes an. Durch die grosse Gebäudetiefe kragt der Neubau hofseitig aus und gewinnt bereits durch die breite Treppenanlage an der Centralstrasse an Präsenz. Das mittig platzierte Gewächshaus wertet den Gartenhof auf und stellt mit dem Bestand G4 und dem Neubau G5 einen öffentlichen Charakter dar. Mit der angrenzenden Mensa, den Mehrzweckräumen, den Fachräumen und dem öffentlichen Aussenraum können sich starke Synergien ergeben. Durch den Verzicht auf den Pavillonbau und den Neubau Floristik und Gartenbau entsteht eine zweite hofartige Situation. Ein intimer Aussenraum, der im Gegensatz zum Gartenhof den schulinternen Pausenhof darstellt.
Freiraumkonzept
Zur Centralstrasse wird der Aussenraum grosszügig geöffnet und geklärt. Begleitet von der ergänzten Baumgruppe lädt eine breite Treppe in den Innenhof ein. Die motorisierte Erschliessung beschränkt sich auf die nordwestliche Parzellenecke. Dem historischen Gebäude von 1901 ist hofseitig als Reminiszenz an den historischen Kontext ein klassisches Rosen- und Rasenparterre im Stil der Renaissance mit niedrigen Einfassungshecken vorgelagert. Im Gartenhof finden sich weitere an den historischen Kontext gebundene Gestaltungselemente der Renaissance neu interpretiert wieder. Der grosszügige Gartenhof als Fachgarten bildet eine klare äussere Form. Wechselnde Wegeverbindungen erschliessen intuitiv die angrenzenden Hauseingänge und die Durchquerung der Grünanlage. Die Kastanienreihe entlang der heutigen Parkplätze sowie weitere bestehende Gehölze wie der markante Judasbaum bleiben erhalten und werden in das neue Pflanzkonzept integriert. Die einzelnen Pflanzflächen werden als Themengärten gestaltet. Pflanz- und Gestaltungsthemen wie Schattenpflanzen, Prachtstauden, Gräserpflanzen, Feucht- und Ruderalstandorte etc. machen den Lernort erlebbar und werden entsprechend dem gewünschten Lernkatalog in Zusammenarbeit mit den Lernenden entwickelt.
Einheimische und/oder klimaresistente Solitärgehölze ergänzen den Baumbestand. Ein runder Pavillon aus Recyclingmaterial dient im Gartenhof als Aufenthalts- und Schulungsort. Im Zentrum des Gartenhofes öffnen sich die Wege zum grosszügigen Haupteingang des neuen Hauptgebäudes. Im Osten prägt eine durchlässige Remise aus recycelten Altholzsparren der rückgebauten Schulpavillongebäude den Pausenhof. Abwechselnd überdacht oder mit einem hochstämmigen Baum bewachsen, zeigt der Pavillon unterschiedliche Qualitäten. Die grosszügige Form des Pausenhofes bildet gleichzeitig die Wendeanlage für alle Anlieferungen. Gut besonnt im Süden des Neubaus Floristik und Gartenbau ist der intensive Nutz- und Gemüsegarten angelegt. Auf dem Dachgeschoss von G5 entsteht ein weiterer Aufenthaltsbereich. Die intensive Dachbegrünung mit Sträuchern, Kleinbäumen, Staudenflächen und Kletterpflanzen schafft eine hohe Aufenthaltsqualität und Anschauungsunterricht für spezialisierte Pflanzstandorte. Das gesamte Schulgelände wird durch heimische Wildsträucher und eine artenreiche Blumenwiese eingefasst. Strukturelemente wie Asthaufen, Ruderalflächen und Steinhaufen bilden weitere Lebensräume für eine artenreiche Freifläche. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schüler sollen neben Schachbrettfalter, Gartenbaumläufer und Zauneidechse weitere Leitarten bestimmt und entsprechende Lebensräume entwickelt werden.