WETTBEWERB

KEHLHOFPLATZ

STECKBORN
WETTBEWERB
GESTALTUNG KEHLHOFPLATZ

Innerhalb des Bearbeitungsperimeters war ein Vorschlag für die Neugestaltung als multifunktionaler Stadtplatz, insbesondere als Ort der Begegnung, zum Verweilen und Spielen zu entwickeln, welcher sich in die Struktur innerhalb des Betrachtungsperimeters einfügt und mit dessen vorbild- lich gestalteten Aussenräumen korrespondiert. Ein besonderes Augenmerk war auf die Übergänge zum Obertorplatz, zur Augustinergasse und der Schützengrabenstrasse zu legen.

 

Freiraumkonzept

Einst zentraler und wichtigster Platz in Steckborn wurden auf dem Kehlhofplatz dem Benediktinerkloster Reichenau Steuern und Abgaben geleistet. In der Entwicklung der Stadt wurde der er für unterschiedlichste Zwecke genutzt. Der trapezförmige Platz liegt nahe an der Kirche und dem Friedhof von Steckborn. Durch die Öffnung in der Stadtmauer bildet er am südöstlichen Eingang der Altstadt die Erschliessung zum Friedhof und zu den umliegenden Gassen.
Umrundet von einer dichten Häuserzeile zeigt sich besonders der Kehlhof als dominanter, mächtiger Kubus im Riegelbauwerk. Früher als Gasthaus mit grossem Potential um den angrenzenden Platz zu beleben, bestehen heute mit Coiffeur, Büros und Wohnungen eher passive Nutzungen im Gebäude. Bereits 1667 ist in Abbildungen ein Baum auf dem Platz zu erkennen. Ob es sich um dieselbe Linde handelt, konnte bis anhin nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Fest steht, dass die Linde das zentrale Element auf dem Platz ist. Der darunter stehende Nutzbrunnen, erstellt vom Bildhauer Traber aus Steckborn, rundet das Bild ab.
Zu früheren Zeiten auch als Viehmarktplatz genutzt, ist der Platz heute primär ein Parkplatz an verkehrsarmer Strasse. Im Norden wird der Kehlhofplatz durch die Vorgärten der Häuserzeile gefasst. Im Osten und Westen führt der Platz praktisch an die Fassaden und im Süden bildet die Friedhofsmauer mit dem geschützten Unterstand den Abschluss.
Der Platz, welcher als durchkreuzbarer Innenhof wahrgenommen wird, ist geteilt in Verkehrsachse und Parkplatz, der seinerseits mit Grünstreifen gefasst ist. Mit der Neugestaltung wird die Linde in Szene gesetzt und Aufenthaltsqualität geschaffen. Durch gepflästerte Gehbereiche wird die Verkehrssicherheit bei der Einfahrt auf den Kehlhofplatz verbessert. Im Sinne eines grosszügigen und offenen Platzes werden die Verkehrswege im Hof aufgelöst.

Taler

Die Winterlinde kann sich nach über 150 Jahren auf eine ihrer Grösse entsprechende Baumscheibe freuen. Wo damals der Zins mit Taler geschuldet wurde erinnert neu eine Baumscheibe wie drei aufeinander gefallene Taler an frühere Zeiten. Die abgestufte Flächen aus einer Wildpflästerung ebnen die schief abfallende Fläche aus und bilden somit einen angenehmen Aufenthaltsort unter der Linde. Nordwestlich liegt die Baumscheibe mit drei Stufen über dem umfliessenden Asphaltbelag. Im Süden der Baumscheibe fliesst die Wildpflästerung stufenlos in die angrenzende Asphaltfläche über. Am südlichen Ende
des Platzes bildet der leicht erhöhte Unterstand den Abschluss. Im Norden sorgen die bestehenden Vorgärten der Häuserzeile für Atmosphäre auf dem Platz. Im Osten wird das Thema der Vorgärten weiterentwickelt. Die Häuserzeile erhält einen Vorgartenbereich und ist neu direkt über den Platz erschlossen. Damit die Fläche an der Nordfassade vom Kehlhofplatz Nr. 5 als Grünfläche wirkt, liegt diese ohne Umrandungsmauer auf Strassenniveau.
In der Altstadt sind die Fassadenbegleitstreifen aus Natursteinpflästerung und Wasserstein ein immer wieder auffallendes Gestaltungselement. Dieses wird in der Kehlhofstrasse weitergeführt und bildet somit eine weiche Trennung zwischen Fahr- und Gehbereich. Das Element wird entlang der Vorgärten im Norden weitergeführt. Somit werden die Fussgänger vom Platz über die Pflastersteinfläche entlang den Vorgärten bis zum angrenzenden Parkplatz ausserhalb der Stadtmauer entlang der Schützengrabenstrasse geführt. Zwischen Baumscheibe und der Friedhofsmauer bleibt noch Platz für einige Kurzparkplätze.

Bepflanzung

Ein Relikt aus früheren Zeiten sind die durchgrünten Flächen entlang der östlichen Stadtmauer. Im Mittelalter waren Gärten und kleine Felder innerhalb der Stadtmauer wichtiger Bestandteil der Selbstversorgung. Durch die stetige Verdichtung wurden diese Flächen schrittweise bebaut. Erfreulicherweise sind Ansätze dieser Flächen entlang des Schützengrabens als grüne Wiese immer noch erhalten. So sind auch die Grünflächen in Form der Vorgärten entlang der Nordfassaden eine Qualität dieser Zeit. Um den Kehlhofplatz gestalterisch wie auch ökologisch aufzuwerten, wird der Ansatz der Vorgärten weiterentwickelt. Entlang der östlichen Häuserzeile entsteht ein Vorgarten, der jedoch unter anderem zum Platz ausgerichtet ist und offen gestaltet wird.
Die Bepflanzung verweist auf die mittelalterliche Nutzung der Gärten innerhalb der Stadtmauer. Nebst den Feldern für das Vieh wurden Gärten in Nutz-, Kräuter-, Blumen- und Obstgarten geteilt. An der Ostfassade bildet diese Gartenteilung mit einheimischen und ortstypischen Kräutern, Blütenstauden, Gemüse und Obst die Vorgärten und geben dem Platz einen bepflanzten Rahmen. Eine Zusammenarbeit bei der Pflege mit der Stiftung Andante, welche rund um den Platz aktiv ist, verleiht dem Platz eine weitere eigenständige und unverwechselbare Identität.

 

Auftragsart:
Offener Wettbewerb
Bauherrschaft:
Stadt Steckborn
Bearbeitungsperimeter:
1’800 m2
Jahr:
2020

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